Viele betroffene Angehörige sind erst einmal völlig ahnungslos, wenn Sie mit der Thematik konfrontiert werden. Sie suchen nach Antworten auf ihre Fragen und nach Aufklärung.
Wir möchten hier versuchen einige nützliche Informationen für Sie zusammenzustellen.
Suchtstoffe, Rauschmittel
Wie wirken die einzelnen Drogen und welche vielfältigen Folgen haben sie?
Crystal / Methamphetamin
Was ist Crystal?
Crystal ist eine synthetische, stimulierende Droge, die 1934 als Medikament entwickelt und bereits 1942 als illegale Substanz eingestuft wurde. Genau wie Speed kann Crystal geschluckt (Pillen), geschnieft oder in gelöster Form gespritzt werden (Puder).
Wie wirkt Crystal?
Crystal wirkt ähnlich wie Speed, hat aber meist eine intensivere, länger anhaltende Wirkung. Eine Dosis Crystal kann bis zu 20 Stunden wirken (Speed ca. 4 bis 8 Stunden).
Müdigkeit und Hungergefühle verschwinden.
Die Pupillen werden größer und die Muskeln spannen sich an.
Ein gesteigertes Selbstwertgefühl, Euphorie und eine erhöhte Risikobereitschaft sind weitere Symptome.
Die Einnahme kann Schwindelgefühle, Herzrasen und Kopfschmerzen verursachen.
Der Konsument kann Symptome wie Unruhe, Ängstlichkeit oder Gereiztheit zeigen.
Welche Risiken birgt Crystal?
Crystal ist eine höchst giftige Substanz und der Konsum birgt beträchtliche gesundheitliche Risiken. Insbesondere der Langzeitkonsum von Crystal kann zu Nervenschäden im Gehirn und zu weiteren psychischen und physischen Schäden führen.
Besonders riskant ist das Rauchen von Crystal, da es schnell zu einer Überdosierung kommen kann.
Direkte und indirekte Folgen des Konsums sind Hautentzündungen, Zahnausfall, Herzrhythmusstörungen, Psychose/Wahnvorstellungen und Halluzinationen
Große gesundheitliche Risiken gehen insbesondere auch mit dem Mischkonsum von Crystal und anderen Drogen (z.B. Cannabis, Alkohol, halluzinogenen Drogen) einher.
Welches Suchtpotential hat Crystal?
Crystal hat ein hohes Abhängigkeitspotential.
Der Körper gewöhnt sich schnell an die Substanz, was zu einer stetigen Dosissteigerung führen kann.
Nach dem Abklingen des Rauschzustandes können auftretende Müdigkeit, Trägheit, Depressionen und Gereiztheit zu weiterem Konsum verleiten.
Wer nimmt es?
Einer Studie in Frankfurt zufolge geben 1 Prozent der 15-18 Jährigen an, in den vergangenen 12 Monaten Crystal konsumiert zu haben. Dieser Wert hat sich von 2007 bis 2011 nicht verändert.
Einen vermehrten Konsum von Crystal scheint es jedoch lokal in Bayern und Sachsen zu geben. Hier berichteten Kliniken und Beratungsstellen in den vergangenen Jahren eine Zunahme der Betreuung von Crystal-Konsumierenden.
weitere Informationen im News-Artikel: Crystal auf dem Vormarsch?
Quellenangabe www.drugcom
Zusammenstellung: Dipl.-Psych. Laszlo Andreas Pota
(COME IN! – Einrichtung für suchtkranke Kinder und Jugendliche, Hamburg)
Cannabis
Marihuana oder Haschisch werden pur oder unter Beimengung von Tabak geraucht, manchmal auch als Tee aufgebrüht und Backwaren zugesetzt. Reines Haschisch ist erheblich wirkstoffhaltiger (THC=Tetrahydrocannabiol) als Marihuana. Noch um ein Vielfaches stärker konzentriert ist das Haschischöl, das aber wegen Transportproblemen in Europa kaum vertrieben wird. Die Wirkung besteht in einer gewissen Lockerung, Enthemmung, Albernheit und verstärkten Sinneseindrücken. Die körperlichen Schädigungen hängen eher mit der Form der Einnahme (Rauchen) zusammen. Die psychischen Folgen sind Gewöhnung, Gleichgültigkeit, Interessenmangel und Zurückgezogenheit. Nach längerem Konsum können Persönlichkeitsveränderungen, Hirnschädigungen, psychotische Folgereaktionen, Angstzustände und Depressionen auftreten. Die sozialen Folgen bestehen in der Vernachlässigung von Pflichten, geringer Leistungsbereitschaft, Verlust von Kontakten und Isolation bis hin zur Delinquenz. Durch die Illegalität kommt es zum Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz (BTMG).
Ecstasy
Ecstasy oder XTC – auch E genannt – ist ein billig herstellbarer Muntermacher aus Chemielaboratorien. Über hundert chemisch ähnliche Produkte werden als Ecstasy auf einem unkontrollierten Schwarzmarkt verkauft. Grund- bzw. Ausgangssubstanz ist das Aufputschmittel Amphetamin, aus dem der "Designer" durch kleine chemische Veränderungen neue Drogen bastelt. Die klassische Ecstasy-Pille besteht aus dem Amphetamin-Derivat MDMA, aber auch verwandte Substanzen werden unter gleichem Namen angeboten. Wirkungen und vor allem Nebenwirkungen der Tabletten sind damit nicht mehr kalkulierbar. Ecstasy greift direkt im Gehirn in den Stoffwechsel des Glückshormons Serotonin ein. Schon kurz nach der Einnahme kann Ecstasy Psychosen hervorrufen: Der Betroffene verliert die Kontrolle über Denken und Fühlen, halluziniert und leidet unter Angstzuständen, aus denen sich latente Aggressivität entwickeln kann. Daneben laufen die Konsumenten Gefahr, innerlich auszutrocknen oder durch Überwärmung zu "verbrennen". Da fast alle Jugendlichen, die Designerdrogen und "Glückspillen" nehmen, gelegentlich oder gar regelmäßig auch noch Cannabis, Kokain, Speed, LSD, Alkohol und Nikotin konsumieren, können drogeninduzierte Psychosen auch als Folge des Beikonsums entstehen.
Amphetamine
Amphetamine werden als aufputschende Medikamente – aber auch als Stimulantien wie Coffein – gewöhnlich geschluckt oder wegen des intensiveren und rascheren Wirkungseintrittes aufgelöst und in die Blutbahn injiziert (Speed-Fixer). Ihre Wirkung besteht in einer gesteigerten Wachheit, Aktivität und subjektiven Leistungsfähigkeit. Die Wirkung kann jedoch schnell umkippen und zu einer starken Beruhigung, einem "Cool-Gefühl" bis hin zur Sedierung oder Apathie führen. Wenig bekannt ist, dass die Mehrzahl der Appetitzügler Amphetamine enthalten, eine wichtige Funktion als Schrittmacher ausüben und zur schleichenden Abhängigkeit führen. Psychische Folgen sind erhöhte Aggressivität und Unruhe zwischen den einzelnen Konsumzeitpunkten sowie ein Verleugnen der natürlichen Bedürfnisse des Organismus. Physische Folgen sind Appetitlosigkeit und der Bedarf nach immer höheren Dosen. Langfristig entstehen sowohl ein erheblicher Gewichtsverlust als auch eine immer stärker eingeengte Wahrnehmung der Realität. Je nach Verfügbarkeit kommt es auch hier zu Beschaffungskriminalität und Verstoß gegen das BTMG.
Kokain
Kokain wird hauptsächlich geschnupft, seltener wird es intravenös zugeführt, dann jedoch häufig als "Stereo-Schuss" gemeinsam mit Heroin injiziert. Kokain löst anfänglich einen starken Glückszustand aus und das Gefühl, über den Dingen zu stehen; es führt einen Aktivitätsdrang herbei. Nach übermäßigem Alkoholgenuss führt die Einnahme von Kokain zu einem Gefühl der wieder gewonnenen Kontrolle und subjektiven Sicherheit. Die körperlichen Folgen sind in erster Linie Gewichtsverlust und Kreislaufstörungen sowie eine auf das Schnupfen zurückzuführende Zerstörung der Nasenscheidewand. Psychische Folgen bestehen in starker Erregbarkeit und Reizbarkeit bis hin zu autoaggressiven Tendenzen, dem Verlust der Realität und einem schnellen Verfall der Urteils- und objektiven Leistungsfähigkeit sowie allgemeinen Veränderungen der Persönlichkeit. Wegen des rasch erreichten, hohen Abhängigkeitsgrades kommt es schnell zu verheerenden weiteren psychischen Auswirkungen bis hin zum Erscheinungsbild einer chemisch hervorgerufenen Manie. Diese kann zur völligen Verwahrlosung führen, insbesondere bei Crackkonsum (Kokain und/oder Heroin werden mit Backpulver "gebased"). Soziale Folgen sind eine rasche Isolation durch Kontaktverluste, Aufgabe der kommunikativen Bindungen und tragfähigen Beziehungen für immer irrealere Vorstellungen bis zur völligen Desorientierung und zum Verlust der Integrationsfähigkeit. Obwohl Kokain lange Zeit als eine innovative Droge der High Society und der Künstlerwelt galt, kommt es sehr schnell zur einer sozialen Entwurzelung und damit zu Kriminalität und Verstoß gegen das BTMG.
Schnüffelstoffe
Schnüffelstoffe sind vor allem leichtflüchtige Lösungsmittel aus Klebstoffen, Farben, Benzin oder Kosmetika und medizinischen Artikeln. Sie werden aus damit getränkten Lappen oder z. B. aus geschlossenen Behältern, Plastiktüten usw. vor allem von Kindern eingeatmet, weil sie billig und leicht zu beschaffen sind. Die Wirkung der Schnüffelstoffe, einer Droge für Arme, ähnelt der des Alkohols. Sie führt zu Enthemmung, Freiheitsillusionen und Halluzinationen. Psychische Folgen des Konsums sind Veränderungen der Sinneswahrnehmung, Depressionen, Angstzustände, Veränderung der Persönlichkeit, etc. Die körperlichen Folgen sind schnell auftretende und z. T. massive Störungen im Hirn und in den Nerven sowie Schädigungen der Nieren und Atemwege. Die zunehmende "Verblödung" und der Verlust der Persönlichkeit haben Interessenmangel, Gleichgültigkeit und den Verlust der Kontakte zur Umwelt oder Aggressivität zur Folge.
Barbiturate
Barbiturate werden meist in Tablettenform in überhöhten Dosen, auch in Verbindung mit anderen Rauschmitteln geschluckt. Ihre Wirkung besteht in einer starken Beruhigung, die bis zur psychischen Dämpfung oder Sedierung reichen kann. Es entsteht eine fortschreitende körperliche Abhängigkeit, die zu immer höheren Dosierungen oder immer stärkerem Beikonsum zwingt und damit oft ungewollt tödlich endet. Unter Barbiturat-Abhängigen sind suizidale Tendenzen besonders häufig. Psychische Folgen sind erhöhte Reizbarkeit, starke Autoaggressionen, Konzentrationsstörungen, Perspektivlosigkeit, allgemeine Unruhe und Veränderung der Persönlichkeit. Körperliche Folgen entstehen durch Schädigung der Leber und des Gehirns. Die sozialen Folgen sind ähnlich wie bei Cannabis, wobei wegen der Unauffälligkeit und leichten Beschaffbarkeit der Droge (großzügiger ärztlicher Verschreibungsumgang mit Produkten der Pharmaindustrie) die Betroffenen lediglich als allgemein krank wirken und trotz abnehmender Kontakte nicht als abhängig erkannt werden. Die schleichende Isolation als Folge wird erst spät bemerkt und "mit dem falsch behandelnden Arzt" schnell die Mitverantwortung vom Süchtigen und seinem Umfeld genommen. Langfristig kommt es auch hier zu Beschaffungskriminalität und Verstoß gegen das BTMG.
Halluzinogene
Halluzinogene werden meist geschluckt. Trips (LSD) erscheinen auf dem illegalen Markt als Minitabletten, getränkte Löschpapiere oder Zuckerstückchen. Ebenfalls in diese Kategorie gehören die in Europa selteneren Stoffe Meskalin und Psylocibin. Ihre Wirkung besteht in erster Linie in Wahnvorstellungen und Halluzinationen, einer unwirklichen körperlichen Leichtigkeit und verstärkten Sinneswahrnehmungen. Dabei kommt es sehr häufig zum sog. Horrortrip, der durch große Angst und angstbesetzte Bilder bestimmt ist. Wie bei Cannabis-Produkten können noch Jahre nach Absetzung der Stoffe Echo-Effekte, sogenannte Flashbacks, auftreten oder psychotische Zustände neu erweckt werden. Körperliche Folgen sind häufig Hirnleistungsstörungen, Chromosomenschäden und Depressionen mit Angstzuständen. Die sozialen Folgen stellen sich schnell ein, da durch die Halluzinationen Kontakte zur Umwelt abgebrochen werden und eine Isolation eintritt. Es kommt zu Beschaffungskriminalität und Verstoß gegen das BTMG.
Opiate
Rohopium wird geraucht oder gegessen. Opium ist der eingetrocknete Milchsaft der unreifen Fruchtkapsel des Schlafmohns, dessen Hauptwirkstoff Morphin ist. Durch eine chemische Reaktion von Morphium und Essigsäure entsteht Heroin. Morphine sind Bestandteil vieler Arzneimittel. Morphium bewirkt eine Herabsetzung der Schmerzempfindlichkeit, unterdrückt die Atmung und erzeugt anfänglich ein Wohlgefühl. Heroin betäubt wie Opium und Morphium die Schmerzen, ohne das Bewusstsein völlig auszuschalten und erzeugt Hochstimmung, den sogenannten Flash. Seine Wirkung besteht in einer anfänglich sehr starken, schockartigen Euphorisierung und Steigerung des entspannten Körpergefühls, das schon nach kurzer Zeit in eine Mattigkeit und innere Ruhe (feeling) übergeht. Heroin wird am Anfang geschnupft oder geraucht, dann aber bald injiziert, um die Wirkung zu erhöhen. Die körperliche und psychische Abhängigkeit bilden sich sehr schnell aus. Der Körper gewöhnt sich rasch an das Gift, so dass eine ständige Erhöhung der Dosis notwendig ist, um den gewünschten Rausch oder den anfangs erlebten Kick, der sich nicht lange wiederholen lässt, herbeizuführen. Körperliche Folgen sind neben der bereits nach ein bis zwei Versuchen beginnenden Gewöhnung und damit einsetzenden Abhängigkeit Magen-, Kreislauf-, Atem- und Leberbeschwerden. Der ebenfalls eintretende Zahnverfall ist keine unmittelbare Folge des Drogenkonsums, sondern der daraus entstandenen mangelhaften Ernährung und Körperpflege. Die beim Abhängigen täglich eintretenden Entzugserscheinungen und ihre Bekämpfung durch neue Drogengaben führen mit der Zeit zur Unfähigkeit, das ursprüngliche "Feeling" zu empfinden. Es entwickelt sich ein täglicher Kampf, in dessen Mittelpunkt nur noch die Befriedigung der am Ende tödlichen Sucht steht. In den meisten Fällen sterben die Betroffenen entweder an einer Überdosis, die zur Atemlähmung führt, oder an den dem Heroin zum Strecken beigemischten Stoffen, die alleine schon eine hohe Toxizität (Giftigkeit) haben können. Psychische Folgen bestehen in einer erheblichen Verringerung der Leistungsfähigkeit, einer Veränderung der Persönlichkeit, der Entstehung emotionaler Kälte und einem Verfall in Lethargie bzw. der Konzentration auf die Beschaffung von neuem Stoff. Soziale Folgen sind eine rasche Isolation, der "Drop-out", die Vernachlässigung und Auflösung aller familiären und sonstigen sozialen Kontakte, die völlige Entwurzelung und die ausschließliche Konzentration auf die Droge. Alle Lebensfunktionen sind zum Schluss nur noch auf die Befriedigung der Sucht ausgerichtet, bei immer stärker werdenden aggressiven und suizidalen Tendenzen. Der schnelle Abstieg in die Beschaffungskriminalität und Verstöße gegen das BTMG sind für Heroinsüchtige aufgrund des Preises, der Illegalität und des stetig steigenden Bedarfes an der Droge fast zwingend.
Nikotin
Das auf der Welt meistverbreitete Suchtmittel ist Nikotin. Gewöhnlich wird Tabak als Zigarette, Zigarre oder in der Pfeife geraucht. Seltener sind heute die Formen des Schnupfens oder Kauens von Tabak. Folgen des regelmäßigen Konsums sind psychische und physische Abhängigkeit, die insbesondere situationsbedingt (Stress, Nervosität, Angst, Übermut etc.) zu Persönlichkeitsveränderungen führen können. Körperliche Folgen des Nikotingebrauches sind vor allem Herz- und Kreislauferkrankungen, Belastungen der Lunge und Luftwege und Schwächung des Immunsystems. Soziale Folgen entstehen für den Süchtigen, wenn er nicht mehr in der Lage ist, auf seine Umgebung Rücksicht zu nehmen und bei Nikotinverzicht enorme Aggressivität entwickelt. Durch aktives und passives Rauchen ergibt sich in Deutschland die unter den Krebserkrankungen höchste Todesrate bei Lungenkrebs. Nikotin hat direkt und indirekt Auswirkungen auf die Zeugungsfähigkeit und auf die Entwicklung ungeborener Kinder. Trotzdem gilt das Rauchen in unserer Gesellschaft häufig noch als besonders erwachsen, modisch und dynamisch.
Alkohol
Ähnlich wie beim Nikotin wird der Alkoholkonsum in fast allen Kulturkreisen überwiegend positiv bewertet. Das macht die Erkennung des Krankheitswertes eines Konsummusters so schwierig und produziert zugleich die nachrückenden Alkoholikergenerationen. Die eigentliche körperliche Abhängigkeit und die zerstörerischen Folgen (Leber, Nieren, Hirn, Herz, Kreislauf, etc.) treten physisch relativ spät ein, beim Jugendlichen in der Regel nach vier Jahren, beim Erwachsenen nach sechs Jahren regelmäßigen Konsums. Die psychischen Veränderungen sind stark abhängig von der Persönlichkeit des Konsumenten, doch am häufigsten treten Enthemmung, Kontrollverlust, Aggressivität und Beeinträchtigungen der Persönlichkeit auf. Soziale Folgen sind Arbeitsunfähigkeit, Verlust von Familie, Freunden und Eigenständigkeit.